Das Metaverse ist längst da!

Aber Facebook will, dass wir das nicht wissen

Manchmal ist Diskussion so müßig: Setzen sich E-Autos durch? – Ja! Wandelt sich das Klima wirklich? – Es trifft uns bereits mit voller Wucht! Kommt das Metaverse? – Es ist schon da. Nur Facebook-Betreiber Meta will nicht, dass wir das wissen.

Moment mal!? Längst da?

Der Urknall ist bereits passiert

Spätestens seit Corona ist eine der letzten Bastionen rein physischer Kultur sturmreif geschossen worden: die Arbeitswelt. Auch wenn viele Chefs nun glauben, es wird bald alles wieder wie früher, haben zu viele Menschen erlebt, was möglich ist. Es gibt kein Zurück mehr. Gerade jungen Arbeitende werden die neuen Möglichkeiten nutzen wollen. Und wenn dann Firmen erst mal draufkommen, wie kostensparend neues Arbeiten in manchen Branchen sein kann, dann setzt es sich weiter durch.

Stand jetzt hat unsere Firma, die sayang.gmbh, 13 Mitarbeiterinnen (Gendern nicht nötig). Wir alle arbeiten über Teams, Trello und andere digitale Werkzeuge. Was früher der Zusammenhalt vor Ort bestimmt hat, ersetzen wir durch eine gemeinsam festgelegte Kultur und Werte. Und noch nie in meinem Arbeitsleben habe ich so ein faireres und herzlicheres Team in Teams erlebt – Nähe trotz Entfernung! 

Aber die sayang.gmbh arbeitet in einem virtuellen Raum. Wir nennen es nur nicht “Metaverse”, wir nennen es workSPACE. Potäitoe, Potatoe.

Es gibt sie also längst, die Ebene, auf der wir unseren Kollegen nicht mehr physisch begegnen, oder auf denen wir privat Followern und Freunden mit Filtern ein Alter-Ego vorgaukeln oder in dem mir gemeinsam spielerische Aufgaben lösen.

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Ein Tweet aus dem Jahr 2020 von Autorin Viviane Schwarz

Es scheint nur alles noch nicht zusammenzuhängen.

So sieht das Metaverse heute aus

Aber warum spricht dann Meta (ehemals Facebook) vom Metaverse, als sei es das nächste große Ding, das nur diese Firma entwickelt und sich sogar im Namen aneignet?

Das jetzige Metaverse ist eine zersplitterte, diverse, nonkonforme Ursuppe. Herrlich! Hier brüten wir leuchtende Sterne der Innovation. Wir wissen noch nicht, wie sich all das anordnen wird. Aber alle Elemente sind längst da.

Kurz: Wir erleben gerade den Aufbruch und damit eine der spannendsten und schönsten Phasen des Metaverse. Die, die voller Hoffnung ist, noch nicht geprägt von Zynismus und Enttäuschung. Dafür kann es noch alles werden.

Ein freies, diverses Metaverse, mit hoher Partizipation.

Es würde sich auszeichnen durch einen Opensource-Raum mit offenen und transparenten Schnittstellen. Und es wäre ein Bereich, in dem gemeinsame Regeln festgelegt werden würden – von allen.

Stattdessen …

Es soll Metas Metaverse werden

Faceboo … Verzeihung: “Meta” möchte dagegen eben SEIN Metaverse schaffen. Kurz gesagt: Das Metaverse ist erst dann da und fertig, wenn Meta das sagt. Und wenn Meta es beherrscht. 

Die Gefahr ist hoch, dass wir es hier wieder mit einem Metaverse zu tun bekommen, das zwar schön, aber geschlossen ist. Ein Metaverse, in dem ich alles sein kann – gegen Geld. 

Nach welchen Prinzipien wird es funktionieren? Wird es die schädlichen (vulgo: “toxischen”) Elemente von Facebook (Polarisation) und Instagram (ungesunder Körperkult) hinter sich lassen? Wird es Minoritäten befreien oder werden sie sich hinter Masken verstecken? Im Augenblick scheint es nur darum zu gehen, die Claims abzustecken im neuen Universum. Werte? Nebensache! Mehrwert? Unklar!

An dieser Stelle möchte ich einem wenig beachteten Film ein wenig Achtung zollen: Surrogates hat die Frage schon vor 13 Jahren aufgeworfen, wie sich unsere 

Gesellschaft in einer Art Metaverse verändern würde. Auch wenn wir Roboter statt Avatare sehen, zeigt es Probleme um Bodyshaming und andere kritische Verhaltensweisen.

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Im Meta-Metaverse wird es aber vielleicht noch härter zugehen. Die Befürchtung etwa unserer Community-Expertin Heike Gallery: “Du stellst im Metaverse nur etwas dar, wenn dein Outfit und dein Auftreten weit über die kostenlosen Angebote hinausgehen.”

Lassen wir uns das Metaverse nicht wegnehmen

Indem Meta das Metaverse in die Zukunft verlegt, macht sich die Facebook-Firma künftige Lebensbereiche zu eigen: Arbeiten, Abhängen, Spielen und mehr. Aber wir müssen das ja jetzt nicht diskutieren oder gar mitreden, denn es ist ja noch nicht da. Nicht wahr? Vielleicht kommt es ja gar nicht. Wie die E-Autos.

So warten wir und analysieren, was diese Meta-Firma machen wird, die von sich behauptet, das Metaverse bald zu schaffen. Was für ein Trick!

Wäre es nicht viel sinnvoller, wenn wir es als existent erklären und es endlich einmal von vorneherein durch freie gesellschaftliche Werte prägen?